Moin, liebe Lesenden 🙂

Die meisten haben ja mitgekriegt, dass auf meiner Homepage, aber auch bei Facebook relativ ruhig um mich war in den letzten Wochen bis Monaten. Ich möchte in diesem Bericht nicht um Entschuldigung bitten, zumal ich aktuell nicht weiß, wie sich das in naher Zukunft verhalten wird. Aber dennoch möchte ich einen Überblick über meine aktuellen politischen Aktivitäten bieten. Da diese deutlich interessanter sein dürften als meine berufliche Situation gehe ich auf diese Tätigkeiten als erstes ein. Weiter unten könnt Ihr Euch ein Bild über meine berufliche Situation machen

Politische Aktivitäten

Wie die meisten von Euch wissen, bin ich vor einiger Zeit das zweite Mal in die Partei DIE LINKE. eingetreten. Für einige war es ein Schock, da ich mit Die PARTEI sehr viel erreicht und so einiges aufgebaut habe, andere haben es vermutlich noch immer nicht wirklich gecheckt. Das Ganze ist nun schon ein gutes Jahr her und auf die Gründe möchte ich gar nicht eingehen, ich glaub, das habe ich mal vor einer Weile gemacht.

Lustig war im Wahlkampf jedoch, dass mir das vorgeworfen wurde. Ich sei nur nur in DIE LINKE. eingetreten, damit ich in den Gemeinderat gewählt werden würde. Gnihihihi, also ich trage mein Herz ja durchaus auf der Zunge und lasse meist viel zu tief in meine Gedanken und Beweggründe blicken (dieser Artikel ist wohl Beweis genug), daher sage ich es mal frei raus: Man tritt in Westdeutschland nicht in DIE LINKE. ein, weil man scharf auf ein Mandat ist. So ehrlich müssen wir sein! Wer den gemütlichen Weg wünscht, der nimmt die sPD oder die cDU o. ä. aber gewiss nicht DIE LINKE.. Hier muss man schon etwas romantischer sein und an ein paar Ideale glauben und um das Mandat kämpfen.

Letzteres habe ich getan und denke, dass sich mein Wahlergebnis in Sande sehen lassen kann. Zumal mit der Gründung der Wählergemeinschaft eines meiner zentralen Themen von einer anderen Liste besetzt wurde. Aber das ist ja nun auch egal 🙂

Ich bleibe zunächst beim Thema DIE LINKE.. Ich bin eben nicht eingetreten, weil ich einfach schnell ein Mandat haben wollte. Ich habe schon immer linke Politik gemacht, auch innerhalb der PARTEI. Dort mit ganz anderem Ansatz, aber die Ziele waren dieselben wie auch heute. Daher werdet Ihr es mir sicherlich auch verzeihen, dass ich den satirischen Ansatz niemals ganz aufgeben werde. Aber wie sieht meine aktuelle Arbeit denn nun aus?

Ich bin seit gut einem Jahr in der Landesarbeitsgruppe (kurz: LAG) Antifa. Seit einigen Wochen bin ich dort auch im Landessprecher*innen-Rat um die antifaschistische Arbeit zu begleiten. Derzeit planen wir einerseits eine antifaschistische Konferenz am 7. Mai in Braunschweig, andererseits erarbeiten wir grad Vorschläge für das Landtagswahlprogramm 2022. Natürlich in Hinsicht auf Antifaschismus in Niedersachsen. Hierzu treffen wir uns regelmäßig online über Zoom-Sitzungen.

Der Kreisverband der LINKEN. in Friesland ist relativ klein was die Wo*man-Power angeht. Zwei Drittel des bisherigen Vorstands hatte darüber hinaus noch Mandate in den örtlichen Vertretungen, also Gemeinderäten oder Kreistag. Das macht die Partei-Arbeit natürlich nicht leichter. Aus diesem Grund habe ich vor kurzem angeregt, dass wir unsere Satzung anpassen um den Vorstand zu vergrößern. Da die sPD ja so sehr auf 100 % steht freut es mich also mitteilen zu dürfen, dass ich am 26. Februar mit 100 % der Mitglieder*innen-Stimmen in den Vorstand nachberufen wurde. Auch freut es mich, dass wir mit Nina Fabrytzek noch eine zusätzliche Frau für diese Arbeit gewinnen konnten.

V.l.n.r.: Jürgen Fleitmann, Agnes Wittke, Torge Heinisch, Nina Fabrytzek, Hajo Schepker

Die wichtigste Aufgabe wird es nun sein, dass wir uns für die kommende Landtagswahl gut aufstellen werden und die Partei wieder in den Landtag bringen. Am kommenden Mittwoch machen wir unseren nächsten offenen Stammtisch (online über Zoom) um dort die wichtigsten Dinge abzuklopfen, ein Wahlkampfteam zu bilden und ggf. eine*n Direktkandidat*in zu finden.

Und dann ist da natürlich noch die Ratsarbeit. Aktuell machen wir mindestens zweimal im Monat eine Gruppensitzung um aktuelle Themen zu bearbeiten. Das größte Thema was mich zuletzt betraf war der Haushalt, da ich für die Gruppe im Finanz- und Wirtschaftsausschuss sitze. Hierzu habe ich am Freitag einen längeren Bericht geschrieben. Aber natürlich war nicht nur das ein Thema.

Aber genau aus diesem Grund muss meine Homepage aus dem Dornröschen-Schlaf erweckt werden, um Euch diese Arbeit und unsere Inhalte näher zu bringen. In den nächsten Tagen werde ich also versuchen einen Bericht über die Baumschutzsatzung zu bringen. Einer der Themen meines Wahlkampfes und tatsächlich gab es dazu bereits einen Antrag der alten Gruppe Grüne/FDP des letzten Rats. Wie einige in den Medien verfolgt haben, haben wir das Thema zuletzt wieder etwas forciert und es in die Ausschüsse gebracht, wo sich leider keine Mehrheit dafür fand, aber viel schlimmer: nichtmal Änderungsanträge eingereicht wurden, die darauf schließen ließen, dass zumindest eine Arbeit daran gewünscht wäre. Stay tuned 🙂

Private Projekte

Auch privat tut sich natürlich immer so einiges, allerdings geht Euch der meiste Krams davon einfach mal nix an, grob umreißen möchte ich aber ein paar Punkte, weil sie auch Einfluss darauf hatten wie viel Zeit ich für die Homepage finde:

Meine Eltern pflegen zuhause „unser Omma“ (<– im Pott sagt man das so). Sie ist 1929 geboren und inzwischen 93 Jahre alt. Ende letzten Jahres stand nochmal ein großer Umzug an. Meine Eltern sind zusammen mit unser Omma ins Dorf meiner Schwester gezogen. Dort sind die Enkel näher, die Familie ist näher, es gibt Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte,…. Mit Blick auf das Alter einfach die richtige Entscheidung. Doch kurz vor dem Umzug ist leider unser Omma gestürzt und brach sich den Oberschenkel. Also versuchte ich im Rahmen meiner Möglichkeiten immer mal ein paar Tage auszuhelfen, entweder in der Betreuung unser Omma oder aber bei den Vorbereitungen des Umzugs.

Weitere kleine Schicksals-Ereignisse sorgten dafür, dass ich immer mal wieder rüber gefahren bin um irgendwie zu helfen.

Aber von einer Sache möchte ich Euch unbedingt noch erzählen und ein Teil dessen wird vermutlich noch in ausführlicher Art einen Platz auf der Homepage finden, denn es ist auch eine politische Sache.

Vor einigen Monaten als ich bei meinen Eltern gewesen bin, saß unser Omma mit uns in der Küche und fing aus heiterem Himmel an „Geschichten“ von früher zu erzählen. Vieles konzentrierte sich auf den Krieg. So einige Erzählungen wiederholten sich auch. Man sollte ggf. hierzu wissen, dass unser Omma inzwischen stark an Altersdemenz leidet. Inspiriert von diesem Tag habe ich mir ein Stativ und ein Mikrofon gekauft um Aufnahmen von unser Omma zu sichern. Ich weiß nicht wie lange wir sie noch haben, aber die technische Möglichkeit musste ich einfach nutzen.

Nach ihrem 93. Geburtstag im Januar bin ich also erneut ein paar Tage dort geblieben und habe sie und ihre Geschichten gefilmt. Dabei sprach sie auch über eine Freundin aus ihrer Kindheit. Ein jüdisches Mädchen mit Namen Irma Hülsmann. Ich habe etwas über sie recherchiert, bei Yad Vashem und anderen Quellen. Mit den Erzählungen unser Omma und diesen Recherchen habe ich ein Video in ihren Gedenken erstellt, dass ich Euch nicht vorenthalten möchte:

In Gedenken an Irma Hülsmann, die Freundin meiner Oma

Berufliche Situation

In den letzten Monaten war mein beruflicher Pfad etwas holprig. Ich hatte ein kleines Zwischenspiel bei einem großen Versandhandel im Lager, bei dem ich mir (vermutlich auch dank meines stattlichen Gewichts) die Füße ziemlich kaputt gemacht habe. Hätte man auch vorher wissen können 😀

In nächster Instanz habe ich dann wieder angefangen im Callcenter zu arbeiten, allerdings im Gegensatz zu früher, im Homeoffice, da ich der Meinung bin, dass dies im ruhigen Umfeld zuhause für mich deutlich leichter zu machen ist, als im Center mit teils über 100 Menschen in einem Büro. Wie ich vor kurzem auf meiner Facebook-Seite bekannt gegeben habe leide ich unter ADHS. Das soll hier kein Thema sein, aber wer sich im Center auskennt, kann sich ggf. vorstellen, welche Probleme das mit sich bringt.

Die Callcenter-Branche ist arbeitsrechtlich gewiss eine sehr spannende Branche und verdient durchaus eine größere politische Beachtung. Vllt. werde ich in Vorbereitung auf die Landtagswahlen auf dieses Thema und die offensichtliche Problematik des Lobbyismus etwas eingehen. Aber bei diesem Arbeitgeber (Spoiler-Alarm: Ich bin dort schon ne Weile nicht mehr beschäftigt) habe ich feststellen dürfen, dass die kritische Situation in unseren örtlichen Centern fast noch lachhaft sind, im Vergleich zu dem was im Homeoffice passiert.

Das Unternehmen ist eine direkte Tochter eines etablierten Anbieters auf dem Markt und beschäftigt ausschließlich Mitarbeiter*innen @home. Man bekommt vorab ein gut ausgestattetes Hardware-Paket mit zwei Monitoren, einem kleinen NUC und den notwendigen Peripherie-Geräten. So weit so gut.

Der NUC ist ausgestattet mit einem modifizierten Linux-System, welches der Nutzer*in (aus datenschutzrechtlichen Gründen verständlich) nur wenig Möglichkeiten gibt Einstellungen vorzunehmen oder ins System einzutauchen. Manche Möglichkeiten sind jedoch mehr als grenzwertig:

  • Es hat sich früh herausgestellt, dass es den Vorgesetzten scheinbar möglich gewesen ist sich unbemerkt auf den Monitor aufzuschalten und Desktop und Mausbewegungen live mitzuverfolgen.
    • Dies sorgt bei den Mitarbeiter*innen für erhöhten Druck, da eine (in meinen Augen illegale) dauerhafte Überwachung stattfindet.
    • Ist datenschutzrechtlich höchst fragwürdig, weil private Chats und Nachrichten mitgelesen werden konnten. Diese privaten Chats waren übrigens untereinander unter den Kolleg*innen nicht untersagt.
  • Verteilzeiten wurden nicht bezahlt: Das System war so ausgelegt, dass nach ca. 30 bis 60 Sekunden der Bildschirm gesperrt und die automatische Zeiterfassung automatisch unterbrochen wurde. Zugegeben, es steht nirgendwo ausdrücklich, dass „Toilettenzeit“ Arbeitszeit ist, aber auf diese Art und Weise wird der Mitarbeiter unter Druck gesetzt sich den Gang auf’s Klo zu verkneifen und in den Feierabend zu legen, in die Pause oder einfach weniger zu trinken, etc. Dieses Verhalten ist sittenwidrig und für den AG durchaus auch strafbar.

Zu diesen technisch fragwürdigen Methoden gesellte sich natürlich auch eine sehr dubiose Struktur im Unternehmen, auf die ich nun nicht weiter eingehen werde. Aber bereits die Trainingszeit (die ersten zwei Wochen) war gespickt mit unschönen und fragwürdigen Aktionen, Disziplinargesprächen mit meinen Kolleg*innen und tiefe Blicke ins interne System.

Ich glaub ich habe bereits in der zweiten Woche des Trainings begonnen mich wieder zu bewerben. Dieses Mal auch wieder direkt als Teamleiter, immerhin habe ich den Job bereits seit Ende 2014 gemacht.

Aber eine kleine Story kann ich mir nicht verkneifen, denn nachdem ich aus dem Unternehmen schon raus war, hatte ich noch Kontakt zu anderen Leuten aus meiner Schulungsgruppe (von der wir übrigens schon im Training einige Kolleg*innen verloren haben ohne was zu hören). Eine Kollegin erzählte mir, dass sie krank war (sie hatte eine chronische Erkrankung, die dem AG bekannt war) und die Abteilungsleiterin (wenn man die Position so bezeichnen kann) ihr eine nette Karte geschickt habe mit Besserungswünschen, dazu eine Packung Tetesept. Zunächst erstmal ganz lieb. Zwei Tage später jedoch kam der Brief mit der Probezeitenkündigung. Einen weiteren Monat später gab es vom Geschäftsführer ein kleines Paket mit Schokolade und einer Karte, wie schade man es finde, dass sich die Wege getrennt haben und man sich sicherlich freuen würde, wenn man sich wieder begegnet. Fun Fact: Dieses Paket bekam ich auch.

Seit dem 1. Februar arbeite ich nun ebenfalls in einem Online-Callcenter. Es ist nicht alles Gold was hier glänzt, aber es ist schon deutlich seriöser aufgestellt:

  • Die Mitarbeiter*innen können sich ihre Präferenzzeiten bei Einstellung aussuchen
  • Es werden Gehälter bezahlt und kein Lohn
  • Verteilzeiten werden bezahlt
  • Man geht seriös mit technischen Störungen seitens des AG um
  • etc.

Für mich ist allerdings recht wichtig, dass ich mit meinen Arbeitszeiten im vergleich zum vorigen Center wieder etwas flexibler geworden bin. Der politischen Arbeit steht nichts im Wege, da ich meinen Dienstplan weitestgehend selbst gestalten kann. Eine deutliche Entlastung in den letzten Wochen.


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