Ich beginne Beiträge ja ungern mit „ich habe es doch gesagt“, egal in welcher Form, aber: Ich habe es doch gesagt!!! Die cDU Schortens und die Grünen Schortens hätten nach dem Desaster um unsere Demonstration gegen die AfD im Bürgerhaus in Schortens vor einigen Wochen in sich gehen können müssen und nachdenken sollen: Über 1.000 Menschen unter der Woche um 17 Uhr auf der Straße? So kurz nach Feierabend? Eine klare Sache!
Redebeiträge von Betroffenen: Queere Personen, migrantische Personen, BIPoC reden über ihre Situation, ihre Gefühle, ihre Ängste und Hoffnungen. Ich selbst habe abschließend dazu gemahnt eben diesen Personen zuzuhören und sie ernst zu nehmen!
Als ich vor einigen Wochen gehört habe, dass man sich zum nächsten AfD-Treffen keine Gedanken machen müsse, dass die Stadt, bzw. die im Stadtrat vertretenen Parteien aufgepasst haben und dieses Mal selbst einen Gegenprotest in Form eines „Rock gegen Rechts“ veranstalten, war ich zunächst froh! Ich habe mich tierisch darüber gefreut: Einerseits, weil ich dieses Mal nichts machen muss und andererseits, dass Leute aktiv werden, die sonst irgendwie den Ernst der Lage nicht verstanden haben. Win:Win….
Fehler Nummer 1
Doch irgendwie hat man scheinbar das Feld Amateuren überlassen! Als wir unsere Demonstration gegen die AfD organsiert haben, hat der Rat der Stadt Schortens uns bereits Steine in den Weg gelegt. Zunächst war es geplant, dass auch der Bürgermeister der Stadt Schortens etwas sagt, doch das wurde (zumindest wurde uns das durch Dritte so zugetragen) von der Schortenser cDU unterbunden. Die cDU appellierte an die „Neutralitätspflicht“ in seinem Amt als Bürgermeister.
Auch weitere Unterstützungen seitens der Stadt wurden untersagt. So sollten wir zum Beispiel keinen Strom für die Soundanlage bekommen. Da die Anlage allerdings zum Sicherheitskonzept gehörte (bei der zu erwartenden Besucherzahl müssen sicherheitsrelevante Durchsagen gemacht werden können), hat die Polizei dieser Absage der Stadt einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Nun wird also vom Stadtrat selbst ein Protest gegen die AfD-Veranstaltung organisiert und was geschieht? Man vergisst die Neutralitätspflicht…. UFF….. Also mal eben unter uns Gebetsschwestern: Ich finde die Neutralitätspflicht in vielen Belangen hart albern, aber sie ist halt da. Jedoch stört sie an anderen Stellen auch nie: Unsere Minister tauchen im Wahlkampf gern in ihrer Rolle als Minister auf um vor Ort Wahlkampfhilfe zu leisten, irgendwie jammert da auch keiner rum.
Dieses Dilemma hätte man ganz einfach umschiffen können! Man hätte auch von uns Sandern lernen können, denn ich habe erst Anfang des Monats eine Kundgebung „für die Demokratie“ organisiert und im Aufruf stand von Anfang an ganz deutlich: „Die im Rat vertretenen Gruppen und Fraktionen“…. Tja, von Torge lernen, heißt ****************. Ich sag es nu nicht 😉
Das unprofessionelle Verhalten rächte sich schnell, denn die AfD reichte einen Eilantrag bei Gericht ein um das Fest, das ja ganz klar als Gegenprotest kommuniziert wurde, zu verhindern. Grund: Die Stadt verletzt ihre Neutralitätspflicht. Step 1 um Axel Homfeldt und Co: Naja, es ist ja ein Fest für die Demokratie, die AfD lässt ja jetzt wundervoll ihre Maske fallen….. Joar, ist jetzt nicht so verkehrt, aber die AfD weiß im Gegensatz zu Herrn Homfeldt auch was sie da macht….. leider…..
Man reagierte also kurzerhand und outete sich, dass die Veranstaltung ja gar nicht von der Stadt organisiert werde, sondern von Privatpersonen, die halt irgendwie auch stellvertretende Bürgermeister der Stadt Schortens sind oder waren. Kein Witz, Schortens gönnte sich zwischendurch sogar drei (!!!!!!) stellvertretende Bürgermeister zeitgleich. (Edit 16:55 Uhr: in der ersten Version sagte ich noch es seien noch immer drei, das hat sich inzwischen aber wohl wieder geändert) Selbst Oliver Braun bemerkte zutreffend, dass dies ein Spiel über die Bande ist.
Na, damit sollte dann ja alles gegessen sein, abgesehen davon, dass die AfD sich mal wieder herrlich in ihrer beliebten Opferrolle präsentieren konnten und Öffentlichkeit ohne Ende bekommen haben….
Fehler Nummer 2
Anfang dieser Woche war es dann endlich soweit: Die Pläne der „Gegenveranstaltung“ um das Fest werden über die Presse bekanntgegeben. Vermutlich freute man sich insgeheim über die viele Öffentlichkeit, die man dank der AfD bekommen hat und hat sich nicht darüber geärgert, dass man selbst der AfD wieder so viel Öffentlichkeit gegeben hat. Egal, der zweite gravierende Fehler folge sofort:
Unter der Hand sprach man immer von einem „Rock gegen Rechts“ und einer Gegenveranstaltung zur AfD. Ein erneutes Zeichen, dass die AfD in Schortens eben nicht willkommen sei. Aber was wurde da nu draus, nachdem Axel Homfeldt mitmischen konnte? Das Ding heißt nun „Rock durch die Mitte“….
UFF, mir fielen bei dem Titel schon alle Hufeisen von den Füßen und ich dachte mir nur noch „sein Ernst? Really?“ Dazu ein schönes Plakat und man grinst in die Kamera. Die Pressemitteilung, bzw. die Presseberichte beim Jeverschen und der NWZ geben einem dann wirklich den Rest.
Zitat Homfeldt: „Ständig gegen etwas zu sein, ist nicht die Lösung. Beim Familientag stehen nicht politische Parolen im Vordergrund, sondern das Ja zum Grundgesetz“.
Ähm, bitte was? Leute, dieses ganze Demokratie-Dings, das Grundgesetz und Co, das sind alles hoch politische Dinge! Jeder Mensch ist Politiker! Jeder Mensch verfolgt seine Ziele und Interessen, sie durchzusetzen und sich frei entfalten zu können, garantiert uns das Grundgesetz. Davon ab gibt es auch im Grundgesetz durchaus diskutable Bereiche. Die Schuldenbremse ist ins Grundgesetz geschrieben worden und an dieser Bremse rütteln grad (zurecht) einige Parteien. Das macht sie absolut nicht undemokratisch 😉
Die Grundrechte, also die ersten 19 Artikel des Grundgesetzes, die sind nicht verhandelbar. Insgesamt hat das Grundgesetz allerdings über 200 Artikel und muss sich ja auch dem Zeitgeist anpassen können. Aber was erzähl ich Euch hier? Das wusstet Ihr ja ohnehin und ich trage grad Sand zum Strand.
Das Schlimmste ist wohl aber, dass Homfeldt weiter zitiert wird mit den Worten „Das ist keine politische Demonstration, jeder kann kommen.“ … WTF? Ich sagte es grad schon: Demokratie und das ganze Zeugs ist doch ur-politisch! Wir reden hier von der Basis unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens, eben dem, was die AfD zerstören möchte um unsere Vielfalt und Diversität zu bekämpfen. Wir reden hier vom politischen kleinsten Nenner, auf dem sich alle demokratisch gesinnten Menschen einigen können um mit einem Schulterschluss gegen die AfD zu stehen. Warum fällt der cDU das so schwer?
Ich habe das vor einigen Wochen als es schon einmal um Schortens ging bemängelt. Ganz öffentlich in der Zeitung, denn meine Pressemitteilung wurde überall gedruckt!
Das ganze Fest und der erwartete Protest wurde von den Organisatoren nun auf einem übelst schlechtem Wischi-Waschi-Modell aufgebaut. Ein Pseudo-„Wir sind die Mitte“-Gelaber, das noch keinem geholfen hat. Wie auch? die cDU ist eine rechte Partei (rechts im Sinne von konservativ, politisch rechts) und sollte rechts neben sich keine Partei dulden. Aber sie stellt sich selbst immer wieder in die politische Mitte und legitimiert somit rechts-außen, also rechtsradikale Parteien wie die AfD. Mit diesem Wischi-Waschi ist sie Teil des Problems!
Der zweite Fehler ist also eben dieses Wischi-Waschi! Aber noch eines ist mir aufgefallen in den Artikeln: Man möchte wenig Reden hören, vor allem bloß nicht politisch, aber man lässt Alice Brandenburg-Bienek sprechen. Sie ist von der cDU Wangerland und wird in der Zeitung vorgestellt als „aus der DDR stammend“…
Ich frage mich in welchem Kontext sie nun als DDR-Bürgerin (die DDR gibt es ja nun auch seit knapp 34 Jahre nicht mehr) sprechen lassen möchte. Weil die AfD in den „neuen“ Bundesländern so stark ist? – Aber man möchte doch nicht politisch sein und gegen die AfD sprechen….. oder ist es (und eben das befürchte ich) der Plan, dass man wieder das unsägliche Hufeisen aus der Schublade packt und mit einem dämlichen Bogen über die DDR-Diktatur (so sehe ich sie) einen Fokus auf Links-Extremismus legen möchte?
Ich habe im Vorfeld schon gesagt wie sehr das der Sache schadet und Demokraten spaltet. Es wäre ein weiterer Bärendienst, den man der AfD leistet.
Klare Kante
Wir merken schon: Es ist extrem wichtig klare Kante zu zeigen! Das ist inzwischen irgendwie ne runtergerockte Floskel, ebenso wie „Brandmauer“, aber dennoch ist es genau das was wir zeigen müssen! Klare Kante gegen Rechts, klare Kante und eine Brandmauer gegen die AfD! Kein Wischi-Waschi-Gedöns!!!
Ich sprach vorhin von Betroffenen, die auf unserer Kundgebung zu Wort gekommen sind, und davon, dass man sie ernst nehmen müsse und beschützen müsse! Bei der o. g. Ankündigung war einer der ersten Gedanken, dass sich betroffene auf diesem Fest nicht wohlfühlen können. Die fehlende Abgrenzung zu Faschisten sorgt schon dafür. Wie naiv ist es zu denken, dass sich diese Menschen feiernd im Rücken von 200 potentiellen Nazis wohlfühlen können, wenn sie nicht wissen, dass die Organisatoren vor ihnen stehen werden um sie zu schützen?
Hier fehlt mal wieder die klare Kante und nun kam es so, wie es kommen musste. Damit wären wir dann bei
Fehler Nummer 3
Am gestrigen Mittwoch, den 24. April 2024 veröffentlichte der AfD MdB Martin Sichert, einer der „Promis“ der AfD-Veranstaltung ein Video auf seinen Kanälen. Hier drin stellte man sich erneut völlig falsch als „Retter des Grundgesetzes“ in Szene und bedankte sich für das Fest für die Demokratie. Man würde sich ja entsprechend eingeladen fühlen, daher käme man im Vorfeld vorbei und würde auch den eigenen Gästen diese Einladung weiterleiten. Also: potentiell 200 Nazis auf einem Familienfest, denn 200 Menschen waren wohl am 7. Februar auf der Veranstaltung…. Na, wer freut sich darüber denn nicht?
Hier sehen wir nun sehr lebhaft, wie wichtig eine klare Kante ist! Die Organisatoren des Fests waren nun also gefragt, wie geht man damit um? Sagt man endlich ganz klar NEIN zur AfD oder ist man wieder blöd?…. Na ratet mal…..
Die NWZ bietet die Antwort: Die AfD ist willkommen….. WTF??? REALLY??????? Ja man, kein Scherz! Guckte hier! Axel Homfeldt ist total überheblich und denkt, wie schon zuvor Frau Miosga im Fernsehen oder besser noch Mario Voigt von der cDU Thüringen, der sich mit einem waschechten Faschisten ein TV-Duell geleistet hat. Wie oft müssen wir Euch noch sagen: Mit Nazis redet man nicht!!!!
Spätestens jetzt, wird sich niemand mehr auf diesem Fest sicher fühlen können! Kein Migrant, kein queerer Mensch, keine FLINTA, kein BIPoC, kein Antifaschist…. Toll gemacht Axel Homfeldt! Genau das bringt es, wenn man wischi-waschi veranstaltet. Danke für Nichts!
Die AfD hat jetzt schon gewonnen, ob sie nun auf dem Fest auftauchen oder nicht! Sie haben alles in der Hand. Axel Homfeldt hat es endgültig geschafft zu spalten und merkt dabei nichts. Während ich diese Worte hier tippe, fliegt mir nämlich schon die nächste Dummheit von ihm ins Smartphone:
Wie blöd kann man sein? Axel Homfeldt: Ja!
Ich glaube er fühlt sich damit jetzt bärenstark und bemerkt nicht, wie er die AfD immer stärker macht und am Ende als totaler Depp dasteht. Sehr sehr schade…. Dieses Fest hätte eine Möglichkeit des kreativen Protests sein können! Richtig schöne laute Rockmusik und laute Fans, die die Parolen der Faschos übertönen. Sie haben zwar ein Grundrecht auf Äußerung ihrer Meinung, aber sie haben eben kein Recht darauf auch gehört zu werden…..
Axel Homfeldt: Veni, vidi, violini – Ich kam, sah und vergeigte….
Schade drum…. Mal sehen, was da noch kommt! Wir Antifaschisten sind ja auch noch da, man wird gewiss von uns hören!
0 Kommentare