Was ein intensives erstes Halbjahr war das bitteschön? Es ist wirklich viel passiert und hitzig debattiert worden. Im Regelfall mal wieder mehr in den sozialen Netzwerken als im Ratssaal selbst. Vielen ist dabei gewiss aufgefallen, dass ich mich auf Facebook doch etwas mehr zurückhalte, zuletzt habe ich auch meine Artikel dort nicht mehr beworben.

Grundsätzlich gilt, wenn ich dort etwas in den Gruppen poste, dann nehme ich mir auch die Zeit mich an der darunter stattfindenden Debatte zu beteiligen. Ich fühle mich für meine Posts verantwortlich und möchte sie einerseits etwas moderieren und vor allem mich nicht aus der Verantwortung stehlen. Wenn ich etwas schreibe, hier oder dort, dann stehe ich zu meinem Wort. Selbst wenn ich in Folge einer Diskussion mal meine Meinung ändere. Daran ist ja nichts schlimmes, bisher ist es allerdings noch nicht geschehen 😉

Viele inhaltliche Dinge kamen zuletzt ja aber über den Podcast. Die Arbeit daran ist tatsächlich sehr intensiv. Wenn wir 30 Minuten aufnehmen, dann sitzen wir mindestens 60 Minuten beieinander. Wir stimmen uns vorher etwas ab, versuchen die Themen etwas auf uns aufzuteilen und legen dann los. Der Großteil ist dann allerdings wirklich spontan. Würden wir das Ganze scripten, dann wäre es vermutlich nicht mehr so flüssig und würde komisch wirken. Im Nachgang setze ich mich dann an den Schnitt, hierzu kann man nochmal die doppelte Zeit der Aufnahme rechnen. Ich baue den Jingle ein, ich schneide ggf. störende Dinge heraus (ja, manchmal müssen wir aufgrund zu lauter Geräusche unterbrechen) und höre es mir dann nochmal an.

Danach wird die Datei exportiert und nochmal in Tool geladen, was den Ton glatt zieht und störende Geräusche weitestgehend rausfiltert. Im Anschluss die fertige Datei runterladen, auf den Server packen, ein paar Worte dazu schreiben und die Folge terminieren. Mit einem weiteren Tool ein Video daraus machen und das dann bei YouTube hochladen und natürlich Spotify nicht vergessen. Spotify muss leider separat hochgeladen werden, die wollen unseren RSS-Feed nicht.

Wenn das Ganze fertig ist wird natürlich nochmal überall drüber gesehen. Kleinere „Glitches“ in der Aufnahme ignorieren wir ganz bewusst. Das würde wohl den Rahmen etwas sprengen, denn wir machen das ja auch nur nebenbei. Zu Beginn habe ich allerdings wohl eines vergessen, aber das wiederholt sich auch am Ende wieder: Die Vorbereitung auf die neue Episode. Das bedeutet ggf. nochmal im Ratsinformationssystem zu recherchieren. Rechtliche Grundlagen ermitteln, Argumente sammeln, Leute befragen, Notizen machen, etc..

Aus der eben genannten Folge mit 30 Minuten können wir also eine Wochenarbeitszeit von knapp über drei Stunden rechnen. Aktuell habe ich diese Energie endlich! Dank meiner derzeitigen Medikamente (aus meinen gesundheitlichen Problemchen mache ich ja keinen Hehl, spätestens seit der Landtagswahl nicht mehr), aber auch durch die Motivation durch Frank und der Gruppe, finde ich derzeit diese Energie. Das ist toll! An alle Beteiligten ein riesiges Dankeschön!

Am kommenden Mittwoch, den 5. Juli 2023 folgt dann die 10. Ratssitzung in dieser Ratsperiode. In diesem Jahr ist es bereits die vierte, die wir plangemäß erst im Dezember gehabt hätten. Ein weiteres Indiz dafür, dass dieses Jahr schon sehr viel passiert ist. Leider werde ich an dieser Sitzung nicht teilnehmen können, da ich mich am Morgen des 5. Juli auf dem Weg zum Festival befinde. Das erste Mal seit 2015 wieder auf das Rockharz-Festival <3. Was habe ich es vermisst und was habe ich meine Truppe vermisst, mit der ich jahrelang dort hingefahren bin. Ich hoffe, dass mir meine Wählerinnen das verzeihen. Ich glaube allerdings bei der Tagesordnung nicht, dass ich kriegsentscheidend sein werde.

Auf der Tagesordnung steht nächste Woche auch wieder die Hundesteuer, die wir schon zu den Haushaltsberatungen Anfang des Jahres auf der TO hatten. Damals in der Ausschusssitzung äußerte die Gruppe cDU/Wählergruppe Bereitschaft diese zu erhöhen, wenn auch nicht in der gewünschten Höhe. Mit meinem Plädoyer dagegen, sowie die Unterstützung der sPD in diesem Fall, haben wir die Gruppe allerdings überzeugen können sie nicht anzufassen.

Im letzten Finanz- und Wirtschaftsausschuss, als wir über die Grundsteuer berieten, brachte die CDU das Thema allerdings als Option wieder ins Gespräch. Man hatte sich von der Verwaltung überreden lassen in der Sitzung bereits eine Obergrenze an Erhebungspunkten festzusetzen. Ihr erinnert Euch ggf. an den Podcast: Ich war der einzige der dagegen plädierte sich hier die Pistole auf die Brust setzen zu lassen. Meine Befürchtung war, dass wenn wir genau sagen wie viele Punkte wir bereit sind zu erhöhen, die Verwaltung sich nur noch auf das bleibende Loch konzentrieren würde, aber nicht nachhaltig maximales Einsparpotenzial sucht.

Es ist genau so gekommen und bereits einen Tag später hatten wir die Vorschläge auf dem Tisch. Die Vorlage mit der Hundesteuer wurde von der Verwaltung natürlich gerne gesehen. Sie soll uns für den Rest des Jahres weitere 16.000 Euro in die Kasse spülen. Am kommenden Mittwoch wird vom Rat nun also darüber beraten und ich vermute mal, dass das eine spannende Abstimmung sein wird. Vielleicht wird sie sogar für eine kleine Überraschung sorgen… wer weiß 😉

Ausblick 2023, zweite Hälfte

Wenn ich an das zweite Halbjahr denke, dann wird es vermutlich nicht wirklich weniger spannend werden. In diesem Jahr werden wir natürlich versuchen den Haushalt für das Folgejahr bereits zum Dezember aufgestellt zu haben. Wenn die ersten Lesungen dazu gewesen sind, werden wir gewiss eine Folge im Podcast ausstrahlen und ihn erläutern. Vorbereitend dazu kann ich schon anteasern, dass in Kürze ein Sommer-Special als Dreiteiler kommt, der generell erstmal über Haushalte, Buchhaltung bzw. Finanzen in den Kommunen berichtet. Den solltet Ihr bis dahin dann gehört haben!

Der kommende Haushalt wird aber wohl der schwierigste den wir bisher aufstellen mussten. Die Prognosen sahen ohnehin schon nicht rosig aus und die jüngsten Entwicklungen verschlimmern das immens. Unsere Verweigerung aktuell die Steuererhöhung mitzutragen haben wir, denke ich, ausreichend erläutert. Das heißt aber nicht, auch wenn wir die Hundesteuer weiterhin ablehnen werden, dass wir uns aus der Verantwortung stehlen möchten.

Wir haben uns für die Sommerpause selbst ein paar Hausaufgaben auferlegt und wollen gern nach der Pause mit den richtigen Impulsen helfen. Ich habe aus den ganzen letzten Diskussionen in den Ausschüssen und im Rat den Eindruck, dass der Gemeinderat selbst sehr geschlossen da steht. Natürlich trennen uns Meinungen und Ansichten, aber wie ich es an anderer Stelle auch schon schrieb: Die Zusammenarbeit findet auf Augenhöhe und mit Respekt, aber vor allem konstruktiv statt.

Die Sache mit der Verwaltung

Auch das, was ich hier in meinem letzten Absatz des Beitrags schreibe, habe ich schon an diversen Stellen gesagt, aber ich möchte es unbedingt betonen:

Wenn wir Kritik an der Verwaltung üben, dann ist das keine Einzelkritik an den Mitarbeiterinnen! Wir haben alle regelmäßig mit den Kolleginnen dort zu tun und ich persönlich kann nur bestätigen, dass sie alle einen tollen Job machen! Das spiegelt sich auch in den Worten meiner Bekannten und Freunde wieder. Es sind wirklich tolle und engagierte Menschen, genau die brauchen wir in der Gemeinde! Vielen Dank dafür!

Wenn wir also Kritik an der Verwaltung üben, dann glaube ich, dass das zunächst schwer fällt als Mitarbeiterin im Rathaus, diese nicht persönlich zu nehmen. Aber genau das ist leider notwendig, denn unsere Kritik richtet sich nicht gegen Euch oder Eure individuelle Arbeit.

Ich selbst habe jahrelang im Callcenter gearbeitet und ich hatte super Kollegen, die Spaß an dem Job hatten und stets Vollgas gegeben haben. Menschlich total tolle Charaktere! Aber wir mussten alle unsere Arbeit im Rahmen der Vorgaben erledigen und hier gab es mehr als nur Verbesserungspotenzial! Nicht beachtete Vorschläge aus dem Kollegium wurden missachtet, Prozesse waren ineffizient, was ebenfalls die Mitarbeiter belastete, Mitarbeiterentwicklung fand nur auf dem Papier statt.

Mitarbeiterentwicklung heißt übrigens nicht „Kontrolle“. Ich weiß, es gibt immer wieder diese Vorgesetzten, die genau das gern machen und bei meinem alten Arbeitgeber waren die leider in der Überzahl, aber wenn man das mit Herzblut macht, dann kann man hierbei jede Menge optimieren und die Effizienz steigern, Kosten einsparen und die Motivation steigern. Mitarbeiterjahresgespräche sind super, wenn man sie ernst nimmt! Monitorings und Coachings unerlässlich. Wichtig: Wenn nicht grad geschäftsschädigendes Verhalten hierbei auffällt, dürfen sie auch auf keinen Fall disziplinarisch genutzt werden.

Solche Dinge kann man auch super mit dem Betriebsrat oder Personalrat in eine Betriebsvereinbarung klöppeln. Dann kann sie auch jeder für sich einfordern. BVs haben innerbetrieblich Gesetzes-Charakter! Ich bin der Meinung, dass der Bürgermeister seinen Job leider nicht so macht, wie es für unsere Gemeinde und die Verwaltung förderlich wäre. Er ist das Bindeglied zwischen Verwaltung und Rat. Wie schon gesagt werden wir uns auch nach der Sommerpause an der konstruktiven Ratsarbeit beteiligen und versuchen nachhaltige Lösungen zu finden. Ich hoffe, dass der Bürgermeister hier seine eventuellen persönlichen Befindlichkeiten hinten anstellt und dieses Angebot annimmt.

In der vergangenen Ratssitzung äußerte er noch, dass er ja Vorschläge zur Einsparung gemacht habe und deutete hierbei das DGH in Cäci, sowie die drei Grundschulstandorte an. Ja, diese Vorschläge waren absolut in Ordnung in den Rat einzubringen. Der letzte Wahlkampf jedoch sollte ihm gezeigt haben, dass die Meinung der Bürgerinnen hierzu recht eindeutig ist. Wald und DGH haben die Wahl mit entschieden, das Thema Schulstandorte war damals ebenfalls öffentlich sehr laut diskutiert worden.

Der Bürgermeister wird mit einer absoluten Mehrheit gewählt. Erreicht er sie im 1. Wahlgang nicht, so folgt eine Stichwahl, hier wird es diese Mehrheit zwangsläufig geben (sofern kein Patt entsteht). Die Wahl des Rates ist dabei deutlich bunter. Mit den entsprechenden Mehrheitsverhältnissen entsteht ein Abbild der politischen Meinung im Dorf. Der Rat gibt also im Sinne seiner Wählerinnen die politische Laufrichtung vor. Seine Aufgabe als Hauptverwaltungsbeamter ist es diese in „verwalterisches“ Handeln umzusetzen. Also nochmal: Der Vorschlag war okay zu machen, aber er wurde vom Rat, der die Bürgerinnen vertritt, abgelehnt. In diesem Sinne halte ich es für unprofessionell sich auf diese Art in der Sitzung zu verteidigen.

Mein Wunsch wäre an dieser Stelle weniger persönliche Befindlichkeit und stattdessen die Professionalität die Richtung des Rates mitzugehen und umzusetzen. Er ist lange genug im Amt um zu ahnen, was der Rat sich im Sinne der Bürgerinnen wünscht. Der Bürgermeister wird auch weiterhin mit uns zusammenarbeiten müssen und wir mit ihm. Wir sind dazu bereit, aber hoffen auf einen baldigen Wechsel der Marschrichtung: Gemeinsam mit dem Rat, auf Augenhöhe, transparent und professionell. Seine Äußerungen, er wisse, dass die meisten Ratsmitglieder nicht einmal die Ratsinfos lesen würden, war absolut ein Schritt zu weit. Gut, dass Frau Mohr als Ratsvorsitzende ihn hierfür angeprangert hat.

Lassen wir das zweite Halbjahr auf uns zukommen! Ich bin bereit, wir sind bereit und wir werden das Ding schon rocken 🙂


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