Am heutigen Mittwoch, den 2. Juni 2021 tagte der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss der Gemeinde Sande. Am selbigen Morgen konnten die Bürger*innen in der Zeitung den angehängten Zeitungsartikel lesen. Thema unter anderem war also das berühmte „Sander Wäldchen“. Ein sehr emotionales Thema und so kamen über 30 Sander Bürger*innen um mitzuerleben, was ihre gewählten Vertreter*innen so gedenken zu machen.
Nun ist es in Sande so, dass die Einwohnerfragestunde nicht nach der Sitzung Zeit findet, wo die Bürger*innen die Chance hätten explizit zu hinterfragen, was diskutiert worden ist, sondern bereits am Anfang auf der TO steht. Für Viele nicht verständlich und bezüglich der zu stellenden Fragen natürlich ein Blindflug. Dennoch haben sich einige ein Herz gefasst und Fragen gestellt.
An dieser Stelle sei bezüglich der Transparenz der Ratsarbeit kurz eingeschoben, dass die akustischen Verhältnisse im Ratssaal, insbesondere weil die Zuschauer*innen mehr außerhalb des Raumes sitzen und in Teilen nichtmal Sichtkontakt zu ihren Vertreter*innen haben, eher mäßig sind. So baten einige bereits bei der Eröffnung der Sitzung darum, dass man bitte lauter sprechen möge oder den Ton bitte technisch verstärke. Letzteres scheint nicht zu gehen. Traurig ist dabei die sehr patzige Bemerkung aus dem Gremium gewesen „Wenn Sie dort hinten ruhiger wären, dann hören Sie auch mehr!“
Ein selten ignoratner Spruch, wenn man bedenkt, dass es grundsätzlich ruhig war, nur aufgrund der Ablehnung des Wunsches ein kleiner Geräusch-Teppich entstand. Von einem Vertreter des Rats hätte ich mir persönlich mehr Professionalität gewünscht. Wertgeschätzt wurden die Besucher*innen offenbar aber nicht. Leider kenne ich noch nicht jedes einzelne Ratsmitglied persönlich, nach späterer Recherche bin ich mir aber recht sicher, dass es sich um Frank Behrens (SPD) gehandelt hat.
Alles in allem lief die „Fragestunde“ nicht sehr einfühlsam ab. Es war zu spüren, dass es bei der Thematik „Wäldchen“ um ein emotionales Thema geht. Aber für die Bürger*innen stehen auch immer wieder Naturschutz-technische Gründe auf dem Programm. Eisvögel, Spechte, Weinbergschnecken,…. viele Tiere wurden dort bereits gesichtet. Der Umgang, auch kommunikativ, mit dem Wäldchen, dass es sich um kein schützenswertes Gebiet handele, ist für alle Anwesenden unverständlich.
Tatsächlich kam aber bei den Fragen heraus, dass es noch gar kein Naturschutz-Gutachten zum Wald gibt! Das würde im jetzt einzuleitenden Verfahren erstmal erstellt werden. Allgemein fühlte man sich schon etwas verschaukelt. Auf der einen Seite wurde Allen versichert, dass noch gar nichts entschieden sei, dass der neue Eigentümer nun erst den Antrag gestellt hat, dass ein Bebauungsplan erstellt wird. Dass man nicht wisse, was genau geplant werden würde und und und. Herr Oltmann schätzte den Baubeginn, wenn alles gut läuft, auf Anfang 2023. Erstaunlich ist, dass die Bank bereits damit wirbt, dass im Jahr 2022 24 neue Häuser entstehen sollen.
Darüber hinaus wird auch immer wieder erwähnt, dass es ja schon Kontakt zum Eigentümer (eine Gesellschaft der Volksbank Jever) gegeben habe. Der Rat hätte Bereitschaft signalisiert und stehe dem positiv gegenüber…. In Protokollen findet man dazu nichts, nach meiner Rückfrage hierzu, wann und wo das denn mit dem Rat besprochen wurde, immerhin soll Ratsarbeit ja transparent sein, konnten wir dann aus schwammiger Antwort raushören, dass dies eher in Fraktionssitzungen geschieht.
Nun ja, da sind wir wieder bei dem Problem, dass die SPD die absolute Mehrheit besitzt: Sie kann das, was eigentlich öffentlich in Ausschüssen und Ratssitzungen geschehen sollte und wo auch die Pressevertreter anwesend sind, stattdessen nicht-öffentlich in eigenen Fraktionssitzungen machen. Was sie in diesen Sitzungen beschließen, das geschieht am Ende ohnehin, sie besitzen in allen Gremien die Mehrheit.
Die Nerven lagen m. M. n. blank! Die Fragestunde zog und zog sich und Antworten erfolgten zunehmend genervter. Leider, denn eine Ausschusssitzung dauert ja nicht sehr lange in Sande. Da könnte man sich als seriöse Vertreter*in ja durchaus etwas Zeit für die Sorgen und Nöte der Bürger*innen nehmen. Diskussionen waren schon gar nicht gewollt. Okay, das gibt die Geschäftsordnung nicht her, das stimmt, aber umso schöner waren die Gespräche vor dem Rathaus im Anschluss an die öffentliche Sitzung. Viele Bürger*innen, insbesondere Anwohner*innen tauschten sich aus, gaben Nummern weiter und so stirbt die Hoffnung erst zuletzt.
Irgendwann werden die Pläne im Rathaus veröffentlicht! Dann hat jeder von uns die Möglichkeit seine Bedenken zu äußern! Aber eines wissen wir ganz bestimmt: Im September sind Wahlen! Vllt. entscheiden wir uns dann nicht für Vertreter*innen, die erst nach Aufschrei der Bürger*innen reagieren weil es populistisch ist (siehe Spielplätze vergangenes Jahr), sondern für Vertreter*innen, die perspektivisch denken und frühzeitig an die Sorgen der Nachbar*innen und der Umwelt denken.
Apropos: Spannend ist in meinen Augen auch das immer währende Argument der Nachverdichtung und der hohen Nachfrage nach Wohnraum. Die Verwaltung und der Rat versuchen im Interesse der Investoren, die nun den einen oder anderen leichten Euro verdienen können, schnell Wohnraum zu schaffen, die Nachfrage wird da schön vorgeschoben. Sämtliche Gutachten die Vorliegen belegen mittelfristig (so ab 10 Jahren) einen Bevölkerungsrückgang für Sande und andere Gemeinden. Das ist schon ganz leicht durch den demographischen Wandel zu belegen. Die Immobilienpreise sind aktuell auf einem Höchststand und nicht mehr feierlich. Doch das ändert sich und diese große Blase wird platzen! Der Wert der Grundstücke und Immobilien entsprechend fallen, die nächste Finanzkrise, die insbesondere in den Gemeinden zu spüren sein wird ist geboren. Verwaltung und Rat forcieren das mit.
Auch im Sinne des Wert-Erhalts der bisherigen Grundstücke und Immobilien wäre es sinnvoll der Natur dieses kleine Biotop zu überlassen und es nicht zu zerstören.
0 Kommentare